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Das Königreich Arn > Das Fürstentum Asmagund und das Geschlecht der Lusani

»Ich bin Häuptling Murlak, und ich sage dir, fahler Mann, dass ich den Sinn deiner Worte nicht verstehe, doch dein König kümmert uns so wenig wie alle anderen vor ihm.«

Häuptling Murlak von den Turai zu dem Herold Lenado

Das Fürstentum Asmagund
und das Geschlecht der Lusani

Asmagund ist seit jeher die Kornkammer des Königreiches. Im Spätsommer wird es auch das ›goldene Land‹ genannt, denn in der fruchtbaren Ebene zwischen den Flüssen Selm, Enster und Blauwasser reiht sich ein Kornfeld an das nächste. Obwohl das Fürstentum gleichzeitig auch das am dichtesten besiedelte ist, erwirtschaftet es doch Jahr um Jahr einen gewaltigen Überschuss an Emmer, Hirse und Hafer, der mit entsprechendem Gewinn an die umliegenden Länder weitergegeben wird.

Die reichste Stadt Asmagunds ist Hirschberg, obwohl der Fürstensitz das beschauliche Lichterding an der Bucht von Izmë ist. Die kleine Stadt liegt einige hundert Meter über dem Meeresspiegel auf einer Hügelkuppe, von der aus sich weite Teile Asmagunds und der Fallane einsehen lassen. Lichterding ist überdies berühmt für ihre vielen Türme, die dem Vernehmen nach darauf zurückgehen, dass die wohlhabendsten Familien der Stadt ihrer Bedeutung durch besonders hohe Türme Ausdruck zu verleihen suchten. Die Familie mit dem höchsten Turm, galt als die bedeutendste; kein Wunder also, dass in einem regelrechten Wettstreit immer neue Stücke zur Erhöhung der Türme angebaut wurden. Diesem Treiben wurde erst ein Ende bereitet, als die Fürstin ein Gesetz erließ, demzufolge kein Bauwerk in Lichterding bis auf fünfzehn Fuß an die Höhe des Fürstlichen Turmes heran reichen darf.

Wer die bestellten Felder und gepflegten Wege nahe Hirschberg sieht wird kaum glauben, dass nur wenige Meilen östlich, jenseits der Tamhügel, die Wildnis der Enstersümpfe liegt, und doch ist es so. Die Enstersümpfe sind ebenso wie die angrenzenden Bereiche der Esselhöhen und des Waldes Erim ein Niemandsland zwischen den drei Fürstentümern Branjoch, Redrien und Asmagund, und niemand erhebt Anspruch darauf, außer den Turai, den geheimnisvollen ›Essern der Toten‹, die kaum Kontakt mit anderen Menschen pflegen und ihre Lebensweise seit Tausenden von Jahren nicht geändert haben.

Schon in den Zeiten des Cerinischen Reiches waren die Lusani eine der einflussreichsten Familien Asmagunds. Ihre Herkunft leiteten sie von den großen Helden der taránischen Einwandung her, von Dorgrimm Eisenfaust und seinem Ururenkel Falagrimm, und aus dieser Abstammung leiteten sie auch ihren Führungsanspruch ab, nachdem die cerinischen Herren wieder fort waren. Schnell stiegen sie da zu den Herren Asmagunds auf, und diese Stellung behielten sie für viele Jahrhunderte.

Der letzte unabhängige Herrscher aus dem Haus der Lusani war Brenno Falagrimm, der sich selbst König von Asmagund nannte. Doch sein Reich unterlag schließlich im Krieg gegen das Reich des Königs von Arn. Als die Niederlage unabwendbar war und die Truppen aus Arn vor den Toren Hirschbergs standen, kam es zum Streit zwischen König Brenno und seinen Söhnen Stephan und Richard. Brenno wollte neue Truppen ausheben und den Kampf bis zum letzten Blutstropfen ausfechten, doch seine Söhne sprachen dagegen und drängten auf Verhandlungen. Es kam zu Handgreiflichkeiten, bei denen König Brenno unglücklicherweise zu Tode stürzte.

Dieser Unfall machte den Weg für Verhandlungen frei: Die Lusani streckten die Waffen und unterwarfen sich dem Hochkönig. Der siegreiche König Formandil zeigte sich mild und ließ die Macht der Lusani, soweit sie Asmagund betraf unangetastet, nachdem sie ihm die Treue geschworen hatten. Dennoch gedachte er sie vorsorglich zu schwächen und teilte das Reich des Königs Brenno in zwei Fürstentümer, Asmagund, welches Stephan, der Ältere, erhielt, und die Fallane, wo der jüngere Richard nun herrschte. Das Bündnis wurde durch die Hochzeit des Hochkönigs mit der jüngeren Schwester der beiden Brüder, Fianna, besiegelt.

Das Arrangement des Hochkönigs verfehlte seine Wirkung nicht, denn zwischen den beiden Brüdern entwickelte sich schnell eine erbitterte Rivalität. Gemeinsam wären Asmagund und die Fallane erneut ein mächtiger Konkurrent Arns innerhalb des Reiches geworden, doch so waren sie die meiste Zeit mit dem Streit untereinander beschäftigt.

Fürst Stephan gelang es rasch, die Verwüstungen des Krieges zu heilen und sein Fürstentum wieder zu Wohlstand zu führen. Er hatte vier Kinder: Stephan den Jüngeren, Salia Tesalla, die mit Hochkönig Johan vermählt wurde, Caril und Sibilla. Caril wurde auch ›der Kuckuck‹ genannt, denn als einziges der vier Kinder war er seinem Vater gänzlich unähnlich und schlug mit seinem hellen Haar und den blauen Augen ganz nach seiner Mutter.

Als der alte Fürst Stephan starb, trat sein gleichnamiger Sohn die Nachfolge an. Stephan der Jüngere, auch ›Großherz‹ genannt, erwies sich als umsichtiger Herrscher, der seine Position innerhalb des Reiches durch kluge Hochzeiten zu stärken wusste. So wurde sein Nichte Esella mit Meroban von Voraniden in Ardian vermählt, und seine Tochter Julia Isolde nahm Ludolf von den Eleni zum Ehegemahl.

Stephan Großherz war ein friedliebender Mann, dem Jagden und Waffenübungen wenig behagten; lieber genoss er die Freuden seiner reich gedeckten Tafel. Er wurde später auch ›Stephan der Dicke‹ genannt, denn im Alter nahm seine Leibesfülle beträchtlich zu.

Gerne hätte er den Streit mit den Verwandten in der Fallane beendet und schlug zu diesem Behufe eine Hochzeit seines Bruders Caril mit Elianna, der Tochter Fürstin Silvia Isoldes, vor. Als diese Verbindung nicht zustande kam, fiel Caril voller Zorn mit einem rasch gesammelten Heer im benachbarten Fürstentum ein. Doch hier handelte er unklug, denn Branjoch hatte sich längst mit der Fallane verbündet und gemeinsam wurde das Heer aus Asmagund besiegt, und Caril der Kuckuck fand den Tod.

Fürst Stephan lehnte sogleich jede Verantwortung für die Taten seines Bruders ab, behauptete, dieser habe ohne sein Einverständnis gehandelt, und sah von weiteren Feindseligkeiten ab.

Zu jener Zeit regten sich Westen die Amnorier, ein barbarischer Stamm, welcher den südlichen Teil des Nerleb-Waldes und die Lande um Troben besiedelte. Sie fielen in die Küstenländer ein und nahmen den Ort Barnium an der Blauwasser ein, von wo sie Raubzüge nach Asmagund unternahmen. Fürst Stephan verbündete sich mit der alten Stadt Izmë und vereinbarte ein gemeinsames Vorgehen. So gingen die Menschen von Izmë nun von Norden gegen die Amnorier vor, während der Fürst ein Heer unter dem Befehl seiner Tochter Julia Isolde gegen Barnium in Marsch setzte.

Die Amnorier vertrauten den schwachen Befestigungen Barniums wohl nicht viel zu und zogen sich vor dem herannahenden Heer bis hinter die Furt der Blauwasser zurück. Julia Isolde ließ ihre Phalanx am diesseitigen Ufer aufstellen und nahm die barbarischen Krieger mit ihren Bogenschützen unter Feuer. Das Manöver gelang, denn die Amnorier ließen sich so zu einem ungestümen Vorstoß über die Furt verleiten, wo sie gegen die Phalanx der Asmagunder anbrandeten. Julia Isolde hatte ausgewählte Abteilungen hinter ihrem Hauptheer zurückgehalten und ließ sie nun in die Flanken des amnorischen Haufens stoßen. Einmal in die Zange genommen, waren die Barbaren verloren, und nur wenige schafften es zurück über die Furt. Der Ort Barnium wurde zum Gedenken der Schlacht fortan Balgfurt genannt, und alles Land diesseits der Blauwasser nahm der Fürst von Asmagund in Besitz. Auch im Norden waren die Amnorier dem Bürgerheer aus Izmë unterlegen, und so mussten sie um Frieden ersuchen und sich verpflichten, für viele Jahre Tribut an ihre Nachbarn zu zahlen.

Als in der Fallane die Linie der Lusani mit dem Tod der jungen Fürstin Anna Valeria erlosch und die Ährenkrone verwaist zurückblieb, erhob Fürst Stephan Anspruch auf das Land, was jedoch von den Edlen in Pirberg und später auch von Hochkönig Johan, der in der Sache vermittelte, abgeschlagen wurde. Zum Ausgleich wurden ihm jedoch Ländereien nördlich der Mauler, die bisher zur Fallane gezählt worden waren, zugesprochen.

Stephan der Großherz regierte über fünfzig Jahre lang; seiner Tochter Julia Isolde waren hingegen nur wenige Jahre als Fürstin vergönnt, und in dieser Zeit musste sie sich mehrfach mit den Amnoriern auseinandersetzen, denn sie begehrten immer wieder gegen die ihnen auferlegten Tributzahlung auf.

Johan Iscrayn, Fürstin Julia Isoldes Sohn und Nachfolger, und sein ältester Sohn Johan Asmayn wurden später die ›goldenen Fürsten‹, genannt, denn zu ihrer Zeit flossen die Einnahmen aus dem Handel und den Tributzahlungen reichlich und erlaubten ihnen eine Hofhaltung, die Königen angemessen gewesen wäre. Johan Asmayn war ein enger Freund von Hochkönig Angmund, und gemeinsam zogen sie in Mestmaren in den Krieg. Dort hatten sich erneut die Amnorier erhoben und andere, noch wildere Stämme mit ihnen. Fürst Johan Asmayn erneuerte nun den alten Bund mit Izmë und gewann weitere Städte wie Kyrzand und Roch dazu. Gemeinsam konnten so die Barbaren in mehreren Kriegszügen endlich unterworfen werden, und für viele Jahre erhoben sie sich nicht mehr. Die Städte Mestmarens behielten ihre Unabhängigkeit, doch verpflichteten sie sich zu Zahlungen an den Hochkönig von Arn und den Fürsten von Asmagund.

In der Zeit einer Hungersnot brach in der Fallane schließlich ein Aufstand gegen den Fürsten Stephan los. Johan Asmayn entsandte sogleich seine jüngeren Geschwister Viviana und Dolmund mit zweitausend Speerträgern nach Pirberg. Eigentlich sollten sie den Fürsten Stephan im Kampf gegen die Aufständischen unterstützen, doch als die Aristokraten von Pirberg Viviana die Ährenkrone der Fallane anboten, nahm diese an, erklärte die Fallane wieder zum unabhängigen Fürstentum und stellte sich gegen den Fürsten von Branjoch. So kam es zum Krieg um die Herrschaft in der Fallane, der viele Jahre lang dauern sollte.

Fürst Johan Asmayn sah es mit Wohlgefallen, dass die Lusani endlich auch wieder in der Fallane die Herrschaft ergriffen hatten, und gerne ließ er seiner Schwester alle erdenkliche Unterstützung zukommen. Seine Freundschaft mit Hochkönig Angmund hielt letzteren überdies davon ab, sich in den Konflikt einzumischen. Doch Branjoch war stärker, als die Lusani angenommen hatten, und so erlebte Johan Asmayn das Ende des Krieges nicht mehr mit.

Seine Tochter Isolde musste als Fürstin Asmagunds tatenlos mit ansehen, wie Fürstin Viviana und ihre Kinder gegen Aëdron, den jungen Fürsten von Branjoch, unterlagen und den Tod fanden. Hochkönig Angmund war mittlerweile verstorben, und seinem Enkel König Albric zählte die alte Freundschaft wenig. Nach Aëdrons Sieg verbot er weitere Kampfhandlungen und zwang Fürstin Isolde, den Verlust der Fallane zu akzeptieren.

Isoldes jüngerer Bruder war Johan Behayn, der noch in jungen Jahren in das Kloster der Göttin Ledia bei Arnutium eintrat. Als die Fürstin nach wenigen Jahren kinderlos starb, lehnte er die Nachfolge ab, und so fiel die Herrschaft über Asmagund schließlich Isoldes Nichte Iris Bibiana zu.

Die Fürsten aus dem Geschlecht der Lusani

Stephan der Kahle 2391-2436
Stephan Großherz 2436-2488
Julia Isolde 2488-2497
Johan Iscrayn 2497-2521
Johan Asmayn 2521-2576
Isolde Silberblatt 2576-2579
Iris Bibiana seit 2579

 

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