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Das Königreich Arn > Die Königreiche des Nordens

»Ein Krieg dauert genauso lange, bis alle Beteiligten zu dem Schluss kommen, dass sie mittlerweile genug verloren haben und die Zeit reif ist für Unterhandlung.«

Sprichwort aus Aurelien

Die Königreiche des Nordens

Der Niedergang des Uruanur hinterließ im nördlichen Teil des alten Reiches ein zersplittertes Land. Die weitläufige Ebene zwischen dem Saum des Waldes und dem Beltsee, den Trimbergen und dem Ozean wurde zu jener Zeit der Narim genannt. Er war ein altes Kulturland mit großen Städten wie Riban, Gorth und Kereas, die seit der Zeit von Königin Jaderise aus der elften Dynastie ein Teil des Reiches gewesen waren. Nördlich des Beltsees, in die Hochebene von Arlen, war die Kultur des Uruanur nie vorgedrungen; hier lebten seit langem wilde Stämme, welche miteinander in ständiger Fehde lagen. Nur die Furcht vor den Königen in Alcanië und die eigene Zerstrittenheit hielt die Barbaren davon ab, Überfälle in den reichen Süden zu unternehmen.

Mit dem Untergang des Reiches lag der Narim nun offen vor ihnen. Die Städte waren ohne den Rückhalt des Reiches zu schwach, um dem Ansturm trotzen zu können. Als erstes wurde Riban am Beltsee von den Gatäern, Tokaren und Nekiten erobert, geplündert und niedergebrannt; Gorth und einige andere Orte, die weiter im Süden lagen, ergaben sich daraufhin den Eroberern kampflos und blieben von der Zerstörung verschont. Einzig Iluven widerstand erfolgreich allen Angriffen und blieb von der fremden Herrschaft frei. Neue Herren nahmen andernorts das Land in Besitz, kleine Fürstentümer und Königreiche sprossen hervor.

Die Gatäer drangen von allen Stämmen am weitesten in den Süden vor, bis der alte Wald ihrem Vormarsch Einhalt gebot. Hier blieben sie stehen und wagten sich nicht weiter vor. Zu groß war ihre Furcht vor dem legendenumrankten Dämmerschein unter den Bäumen.

Nun mischten sich die barbarischen Eroberer mit den unterworfenen Völkern und nahmen mehr und mehr die verfeinerte Lebensweise der Stadtbewohner an, zumindest insofern diese die Zeiten des Niedergangs und der Zerstörungen überstanden hatte. Die neuen Herrscher bekriegten nunmehr einander, und Königtümer wurden gegründet und vernichtet in steter Folge, bis schließlich die Könige in Norast mit ihren Reiterkriegern alle anderen kleineren Fürsten unter ihre Herrschaft zwangen und für Ruhe im Land sorgten.

Das Königreich Arlen

Das Königreich Arlen umfasst zumeist karges, sturmgepeitschtes Weideland; lediglich die Täler im Schatten des Trimgebirges sind lieblicher mit lichten Wäldern und klaren Seen. Dort ist die Hauptstadt Norast gelegen. Andere Ortschaften von Bedeutung sind Firnburg im hohen Norden und der Hafen Anvorn am Beltsee. Die meisten Menschen Arlens sind jedoch nach wie vor nomadische Viehzüchter, wie schon ihre Vorfahren, die Gatäer, Tokaren und Nekiten.

Die Ebene wird begrenzt von den Trimbergen im Westen, dem Beltsee und dem Ozean im Süden und Osten und den Bergen der gelben Feuer im Norden. Jenseits dieser Berge liegt das wilde Land von Adarak, wo noch die archaischen Vettern der arlischen und der taránischen Stämme leben. In den Bergen der gelben Feuer leben jedoch die halbmenschlichen Dhurun in felsigen Grotten und tanzen heulend um ihre gelben Lagerfeuer. Aus der Ferne erscheinen diese Feuer an klaren Nächten wie ein Spiegelbild der Sterne des Himmels.

Zwischen dem Trimgebirge und den Bergen der gelben Feuer klafft eine weite Lücke, welche die Arlische Pforte genannt wird. Hier haben die Arler einige Wachburgen errichtet, denn nach Westen breitet sich die weite Ebene von Elrasmo aus, woseit neuerer Zeit die Stämme der Eisvölker nach Süden ziehen. Die Sulusken, ein kleinerer Stamm der Eisvölker, wurde kürzlich auf Geheiß der Königin Daris am Oberlauf des Flusses Yrdak angesiedelt, aber jenseits der Arlischen Pforte haben schon die Tjarer ihre gewaltigen Lager aufgeschlagen.

Thorgedo, der älteste Sohn von Fürst Emron von Branjoch, heiratete einst Prinzessin Sophia, die Erbin des Königs von Arlen. So gelangte dieser Zweig der Oronti auf der Thron in Norast. Thorgedo und Sophia hatten zwei Töchter, Jaderise und Anna. Die ältere Jaderise heiratete Karl den Schwarzen, einen unbedeutenden Edelmann aus Norwak, und wurde Thorgedos Nachfolgerin auf dem Thron von Arlen. Ihre Schwester Anna jedoch ging nach Arn und wurde dort die Gemahlin von Harald aus dem Haus der Adier; ihre Kinder waren keine Geringeren als Angmund, der spätere Hochkönig, und Anna Lydia, die Fürstin von Efraskien wurde.

Jaderise waren nur wenige Jahre als Königin vergönnt. Stets war sie kränklich gewesen, und im grausamen Winter des Jahres 2526 erkrankte sie am Fieber und starb kurz darauf. So wurde ihr einziger Sohn Ajon schon in der Blüte seiner Jugend zum König gekrönt. Der junge König war ein stolzer Mann, und so litt er unter der zunächst nur unterschwellig vorgebrachten Geringschätzung seiner südlichen Vasallen. Die Städte des Narim waren älter, größer und prunkvoller als Norast, und ihre Bewohner sahen mit Herablassung auf die halbnomadischen Viehzüchter Arlens, die sie, die Erben des stolzen Uruanur, unterworfen hatten. Niemand hatte es gewagt, sich dem strengen König Thorgedo zu widersetzen, und Königin Jaderise war zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um sich mit ihren aufsässigen Vasallen am Lirn zu beschäftigen. Nun jedoch erhoben sich manche der alten Städte und weigerten sich, noch länger ihren Tribut an Norast zu entrichten. König Ajon rief daher die Krieger der nördlichen Stämme zu den Waffen und zog mit ihnen geradewegs nach Gorth, wo er seine schlimmsten Widersacher ausgemacht hatte. Die Bewohner von Gorth verschlossen ihre Tore und hofften auf Unterstützung der verbündeten Städte, doch mittels einer List gelangte König Ajon schon nach kurzer Belagerung in die Stadt, und seine Krieger fielen in der Nacht über die Verteidiger her, erschlugen viele und brandschatzten das ehrwürdige Gorth. Als die Aufrührer in den anderen Städten vom Fall Gorths hörten, gaben sie jeden weiteren Widerstand auf und unterwarfen sich dem König.

Ajon kehrte im Triumphzug nach Norast zurück. Sein Heer hatte nur geringe Verluste erlitten und brachte reiche Beute in den Norden. Doch eine Unruhe hatte den jungen König nun ergriffen. Nachdem er die Städte am Lirn gesehen hatte, erschienen ihm Norast und besonders die hölzerne Halle der Könige dort ärmlich und von barbarischer Einfachheit, und dies wurde nicht allein dadurch besser, dass er einige geraubte Statuen und Vasen in seinem Thronsaal aufstellte. So fasste Ajon einen ehrgeizigen Plan und ließ Baumeister und Handwerker aus seinem ganzen Reich zusammenrufen. Die Halle seiner Vorväter wurde kurzerhand niedergerissen, um an ihrer Stelle einen Palast zu errichten, der es mit jenen aufnehmen konnte, die König Ajon in Gorth und Albenstein gesehen hatte. Und damit nicht genug: einmal in Schwung, ließ der König, den sein Volk mittlerweile ›den Erbauer‹ nannte, den drei hohen Göttern Tarán, Tesmau und Erenna und der Hirtengöttin Salvia mächtige Tempel errichten, dazu befestigte Straßen und viele weitere Gebäude aus Stein, bis Norast einem kleineren Abbild des erhabenen Gorth gleichkam. Das ganze wurde mit einer zwanzig Fuß hohen Steinmauer umfriedet.

Viele Jahre nahmen die Arbeiten in Anspruch, und bald schon waren die Schätze, die Ajon von seinem Kriegszug mitgebracht hatte, gänzlich aufgebraucht. Hilfe fand König Ajon jedoch bei seiner Schwestertochter Anna Lydia, der Fürstin von Efraskien, die ihm mit erheblichen Geldbeträgen aushalf.

Wie an anderer Stelle berichtet, kamen es zu jener Zeit in Yuskor die beiden Töchter von Fürstin Anna Lydia ums Leben. König Ajon lud seine wohlhabende Verwandte nach Norast und bot ihr an, einige Zeit an seinem Hof zu leben, um von dieser Tragödie Abstand zu gewinnen. Böse Zungen vermuteten hingegen dahinter den Versuch, seiner Gönnerin weitere Mittel abzuschwatzen. Wie auch immer: Anna Lydia nahm die Einladung an und kam mit großem Gefolge in den Norden. Wie später bekannt wurde, hatte sie den Fürstenstab von Efraskien bei ihrer Abreise an ihren Enkel Olgloser übergeben, und nach einer Weile zeigte Anna Lydia überhaupt kein Verlangen mehr, in den Süden zurückzukehren. Sie bat Ajon darum, ihren Lebensabend an seinem Hof verbringen zu dürfen. Der hoch verschuldete König konnte seiner reichen Verwandten diesen Wunsch nicht abschlagen, zumal er sich auch weiterhin eifrig aus ihrer Schatulle bediente, um seine Bauvorhaben zu verwirklichen.

Auf die Dauer jedoch konnte dieses Arrangement jedoch nicht gut gehen. Die Schulden und seine Abhängigkeit von Anna Lydia drückten auf Ajons Gemüt, während die ehemalige Fürstin immer noch zu ehrgeizig war, um mit ihrer Rolle als Rätin des Königs zufrieden zu sein. So kam es schließlich zu einem Handel zwischen Ajon und Anna Lydia, der auf eine Teilung des arlischen Königreiches hinauslief. Sie erließ dem König seine Schulden; König Ajon wiederum trat den gesamten Narim an Anna Lydia ab, die ja ebenfalls eine Enkelin Thorgedos war. Anna Lydia benannte ihr neues Königreich nach ihrer verstorbenen Tochter Aurelien.

König Ajon regierte sein verkleinertes Königreich Arlen noch weitere zwanzig Jahre, und es heißt, er habe seine Tage in Zufriedenheit und Ruhe beschlossen. Die Städte im Narim hatten ihm alleine Ungemach und Verdruss gebracht, und so trauerte er dem Verlorenen nicht nach.

Ajon hatte einen Sohn, Aldur, doch der starb wenige Jahre vor seinem Vater, und so folgte ihm seine Enkelin Daris auf den Thron. Sie hatte ihre Jugend bei den Reitern auf der Ebene verbracht, und stets liebte sie das Leben in der Steppe mehr als die Enge Norasts. Sie heiratete nie, und obschon ihr verschiedene Liebschaften nachgesagt wurden, blieb sie kinderlos.

Die Könige von Arlen aus dem Geschlecht der Oronti

Thorgedo Fischbein 2461-2522
Jaderise 2522-2543
Ajon 2543-2586
Daris die Kinderlose seit 2586

Das Königreich Aurelien

Südlich des Beltsees erstreckt sich über die ganze Weite des Narim das Königreich Aurelien. Die Hauptstadt Richelstein ist in unmittelbarer Nachbarschaft der Ruinen des alten Riban an der Westseite des Sees erbaut worden. Weiter östlich liegen Alystea mit seinem berühmten Standbildern, Iluven, wo immer noch an den Traditionen des alten Uruanur festgehalten wird, und Tyrnum im Schatten der Nithair, die auch ›Nebelhöhen‹ genannt werden, und das zu Recht, denn stets liegt ein Wolkenschleier über ihnen. Die Sonne sieht man nur selten in Tyrnum, und so nimmt es nicht Wunder, dass die Bewohner der Stadt allenthalben als missgelaunt gelten.

Weiter südlich fließt der gewaltige Lirn mit seinen sieben Quellflüssen von den Trimbergen nach Osten zum Meer hin. Die Städte am Lirn sind nicht weniger alt und stolz als jene am Beltsee. An der südlichen Lirnmündung liegt Murenburg, der große Seehafen von Aurelien, und hier ließen schon die Könige des Uruanur ihre Schiffe in See stechen.

Anna Lydia wählte nach ihrer Krönung zur ersten Königin von Aurelien als ihren Sitz keine der alten, ruhmreichen Städte wie Gorth oder Iluven sondern das kleine Richelstein, welches erst in den letzten zwei Jahrhunderten entstanden war.

Die alteingessenen Bürger der großen Städte brachten Anna Lydia nicht mehr Liebe entgegen als ihrem vorherigen König Ajon, doch wagten nur wenige offenen Widerstand gegen die neue Herrscherin, den diese denn auch mit harter Hand niederschlug. Ihr immer noch nicht unerheblicher Reichtum ermöglichte es der Königin, ihre Macht auf zwei stabilen Säulen zu verankern: Dies waren einerseits eine Flotte mächtiger Kriegsschiffe, welche unablässig den Beltsee und die Küste bis hinunter nach Murenburg abfuhren, und ein stehendes Heer gut ausgebildeter Soldaten, die Weiße Garde, welche den im Bedarfsfall ausgehobenen Bürgerwehren Rückhalt verlieh.

Nach dem gleichen Muster, mit dem sie in Efraskien vorgegangen war, brachte Anna Lydia den Handel in ihrem neuen Reich unter Kontrolle und sicherte so, dass die Krone stets ihren Anteil an den Gewinnen daraus zog.

Mit dem Königreich Arlen blieb Aurelien stets freundschaftlich verbunden, nicht zuletzt auch wegen der engen wirtschaftlichen Abhängigkeit voneinander. Arlen bezog aus Aurelien nahezu sämtliche landwirtschaftlichen Güter, im Gegenzug erhielten die Aurelier Rinder und die ausgezeichneten Pferde der arlischen Ebene, sowie Erze aus den nördlichen Bergen. Zu den Nachbarn im Süden und Westen hatte das Reich hingegen nur wenig Kontakt. Der Uruanur war ein verwildertes Land, Heimat nur von Menschenscheuen, Gesetzlosen und zauberischen Kreaturen, und im Westen lagen, jenseits der Trimberge, die Fürstentümer von Tearin, geprägt von steifen Umgangsformen, starrem Ständedenken und eitlem Gepränge. Hin und wieder verirrte sich eine Händlerkarawane über die Trimberge, ansonsten gab es wenig Umgang mit Tearin.

Königin Anna Lydia hatte drei ihrer Enkel mit in den Norden gebracht. Eugenia, die Älteste, blieb zeitlebens eine sehr zurückgezogen lebende Frau; man sagt, sie sei nie über den gewaltsamen Tod ihrer Mutter Aurelia hinweggekommen. Um der Hauptstadt Richelstein nicht völlig den Rücken zu kehren, dennoch aber einen ausreichenden Abstand von der Geschäftigkeit des Hofes zu wahren, gründete sie auf einer Insel im Beltsee eine kleine Abtei. Viele Jahre verbrachte sie dort in Muße und Meditation. Nicht zu Unrecht erhielt sie auch den Namen Eugenia die Weise, wenngleich sie zumeist etwas schlichter Eugenia vom See genannt wurde. Als Königin Anna Lydia starb und Eugenia ihr auf dem Thron nachfolgen musste, gab sie ihr Eremitendasein auf, obschon es sie noch häufig in die Einsamkeit ihrer Abtei zog. Eugenia vom See, die zweite Königin Aureliens, verstarb kinderlos und überließ den Thron ihrem jüngeren Bruder Asmund.

Asmund, Eugenias jüngerer Bruder und Erbe, erhielt schon bald ob seines makellosen Äußeren den Beinamen der Schöne. Sein Interesse an Turnieren und Waffentaten war nicht sehr ausgeprägt; vielmehr bevorzugte er die schönen Künste, die Musik, die Lyrik (er selbst hielt sich für einen begnadeten Dichter) und die Malerei, und in diesem Feld tat er sich als großer Förderer hervor. Aurelien erlebte unter ihm eine kulturelle Blüte.

Die jüngere Schwester von Eugenia und Asmund, Isabella Flinkschwert, kehrte bald ins Königreich Arn zurück, wo sie Thusbald von den Oronti heiratete und Fürstin von Branjoch wurde.

König Asmund heiratete Anna Sila von den Lydiern, eine Enkelin von König Angmund dem Alten. Ihre Tochter war Elbrana, eine Frau von herber Schönheit und sehr zurückhaltendem Wesen. Wer ihr freundlich gesinnt war, nannte sie ›die Bedachtsame‹ oder ›die Gerechte‹. Böse Zungen hingegen hießen sie ›die Träge‹, ›die Humorlose‹ oder auch ›die Einfältige‹. Als sie nach Asmunds Tod den Thron bestiegt, zeigte sie sich gleichwohl als fähige Herrscherin, auch wenn sie sich, was die Beliebtheit bei Adel und Volk anging, nicht mit ihrem Vater messen konnte.

Die Könige von Aurelien aus dem Geschlecht der Lydier

Anna Lydia die Große 2552-2569
Eugenia vom See 2569-2583
Asmund der Schöne 2583-2599
Elbrana die Gerechte seit 2599

 

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