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Das Königreich Arn > Laëch – die Stadt mit den sieben Namen

»Der König trägt eine Krone aus Lychgold.«

Sprichwort aus Arn

Laëch – die Stadt mit den sieben Namen

Die größte Stadt im Königreich von Arn und das unbestrittene Zentrum des hoch zivilisierten Lychlandes ist Laëch, oder Lychburg, wie es vor allem in früheren Zeiten von den Tarániern genannt wurde. Laëch ist bekannt als die Stadt mit den sieben Namen, doch die übrigen fünf sind eher ungebräuchlich, und einer davon wird geheimgehalten und seine Verwendung gilt als unheilbringend. In grauer Vorzeit erbaute ein mythischer König namens Eki auf dem Schwemmland nahe dem Flussdelta einen gewaltigen Palast, den Naikh, der auch Rostburg genannt wird, denn er wurde aus rotem Tiefseegestein erbaut. Dieses seltene Material wurde sonst nirgends als Baumaterial verwendet, gilt es doch als äußerst schwer zu bearbeiten, aber hier ist es zu feinsten Strukturen von außerordentlicher Stabilität geformt worden. Die Außenwände und steinernen Zinnen des Naikh sind aufzüngelnden Flammen nachgebildet. So wirkt der alte Palast wie ein gewaltiger – wenn auch freilich stilisierter – Scheiterhaufen.

Noch weitere Bauwerke von Dauer werden dem König Eki zugeschrieben: Vom Naikh zieht sich die Straße der blauen Säulen schnurgerade hinab zur Küste, wo sich wohl bereits zu jenen Zeiten ein kleiner Hafen befunden haben muss. Die Straße ist gut und gerne zwanzig Fuß breit, aus weißem Marmor gefügt, flankiert von Säulen aus blauem Marmor und gepflegten Parkanlagen. Auf halber Strecke zwischen dem Naikh und dem Hafen liegt ein runder Platz, welcher Ianoton genannt wird. Hier erhebt sich ohne Zweifel das merkwürdigste Bauwerk der ganzen Stadt, vielleicht des ganzen Königreiches. Aus der Mitte des Platzes wachsen nämlich drei schlanke Säulen aus einem hellen, fugenlosen Stein hervor. Sie sind emporgereckten Armen nachgebildet, die in dreifingrigen, klauenartigen Händen auslaufen. Diese drei Hände tragen eine weiße Kugel aus einem unbekannten Material: den Bleichen Mond. In der Dämmerung steigt von dieser Kugel ein unheimlicher, fahler Dunst auf, wie Dampf aus einer heißen Suppenschale. Viele meinen dann in ihrem Geist ein sanftes Murmeln zu hören und schaudern.

Um diese Monumente König Ekis herum entstand in späterer Zeit die Stadt. Der Überlieferung zufolge wurde Lychburg nämlich einst von sieben großen Familien rings um die schon lange zuvor bestehenden Bauwerke des Königs Eki gegründet. Jede der Familien achtete eifersüchtig darauf, nicht von den anderen übervorteilt zu werden. So wurde der Rat der Heptarchen gegründet, in dem alle sieben Familien ihren Vertreter hatten und der nach wie vor die Geschicke der Stadt lenkt. Außerdem wird gesagt, die Familien hätten sich nicht auf einen einzigen Namen für die Stadt einigen können und darum jede den Namen ihrer Wahl verwendet, so dass sie von Anfang als die Stadt mit den sieben Namen bekannt war. Immer noch stellen die sieben wichtigsten Familien die Heptarchen, auch wenn kaum eine davon ihre Wurzeln noch auf die Gründer zurückführen kann. Auch die sieben Namen haben sich zweifellos geändert. Die bekannten Namen sind Laëch; Lychburg, wie die Taránier es nannten; Cati Ataia Laru, ›der Stolz der Göttin Tesmia Ataia‹; Capauru, wie die Cerinier ihre Provinzhauptstadt nannten, Camlli die Liebliche und Eneki, worin der Name des mythischen Königs Eki nachzuklingen scheint. Der siebte Name ist alleine dem Hohepriester und den Heptarchen bekannt und wird geheim gehalten, aus gutem Grund, denn der Seher Morantes belegte ihn einst mit einem Fluch, und die Verwendung dieses Namens soll angeblich großes Unheil über die Stadt bringen.

Die Cerinier machten Laëch schließlich zum Sitz ihrer Provinzverwaltung der nördlichen Lauretia Antemar und ergänzten das Stadtbild um jene Pracht und den Luxus, für den sie allenthalben bekannt sind. Nach ihrem Rückzug folgten für Laëch kurze Jahre der Unabhängigkeit, bis es unter die Herrschaft des Königs von Arn fiel.

Laëch ist eine Stadt des Handels. Hier endet die Gewürzstraße, die durch Leranen, Redrien, Rauhen und die endlose Alata bis ans Bortische Meer führt, und auch wenn der Verkehr auf diesem Weg stark nachgelassen hat, kommen immer noch Händler aus dem Westen. Noch immer kommen des Weiteren Schiffe aus Cerinia und dem ganzen Meer der Mittagssonne, aus Sinad im Süden und Aurelien im Norden, und mitunter legen gar die seltsamen doppelmastigen Schiffe aus Allurien an, dem fremdartigen Land jenseits das Wilden Ozeans. Bittere Armut gibt es in Laëch, wie anderswo auch, doch die wenigen Reichen leben in einem Überfluss, als habe das Cerinische Reich in Lauretien nie ein Ende gefunden, und ihre Truhen quellen über von Silber und Gold.

Der König trägt eine Krone aus Lychgold, behauptete ein Sprichwort. Was nichts anderes heißen soll, als dass die wahren Herrscher des Reiches nicht der König und die Fürsten seien, sondern die reichen Kaufleute, bei denen sie sich Geld leihen. Der König und die Fürsten bestreiten dies natürlich mit Nachdruck, und zumindest die Lusani in Asmagund und die Lydier der schwarzen Nelken in Efraskien sind sowohl Fürsten als auch unermesslich reich. Anders liegt der Fall sicherlich in Redrien und Branjoch, wo die Herrscher geradezu notorisch klamm sind. Nicht umsonst gelten die reichen Handelsfamilien Laëchs als kaum weniger bedeutend und einflussreich als die Herrscherhäuser des Reiches.

Beherrscht wird die Stadt seit Alters her vom Rat der Heptarchen, in dem die sieben bedeutendsten Familien repräsentiert sind. Jedes Jahr wird einer der Heptarchen neu von der Bürgerschaft der Stadt gewählt, doch läuft dies zumeist auf die Bestätigung des Amtsinhabers hinaus. Wechsel und vor allem Überraschungen sind äußerst selten. In der Regel bestreitet ein Heptarch mehrere der siebenjährigen Amtszeiten.

Gegenwärtig stellen die folgenden Familien jeweils einen Heptarchen:

Lidomar
Die mächtigste Familie Laechs sind ohne Zweifel die Lidomar. Ihr Reichtum gilt als legendär. Die Familie ist in viele Zweige unterteilt, doch wenn von den Lidomar die Rede ist, sind stets die Ophiri-Lidomar gemeint, die Abkömmlinge des Helden Ophiro, der einst zur allgemeinen Erleichterung das Ungeheuer Arox erschlug. Es heißt, das monströse Skelett des doppelgesichtigen Arox sei immer noch im Familienbesitz. Das Familienwappen zeigt denn auch den Schädel des Arox auf scharlachrotem Grund. Die Lidomar gelten zumeist als feinsinnige Patrizier, wenngleich ihnen auch eine etwas düstere, melancholische Gemütsart nachgesagt wird. Die Lidomar sind Gläubiger des Königs von Arn und somit eher Rivalen ihres Fürsten. Das Familienoberhaupt ist Lidomar Naupleto, der gleichzeitig den Heptarchensitz innehat.

Haule
Die Haule gehören noch nicht lange zu den großen Familien der Stadt, doch mittlerweile zählen sie neben den Lidomar zu den reichsten und mächtigsten Häusern. Ihr Reichtum gründet überwiegend auf der Landwirtschaft. Keine Familie besitzt so viele und so große Landgüter in Lychland wie die Haule, und ihre Rivalen werfen den Haule vor, sie seien immer noch nichts anderes als Bauern. Die Haule sind Gläubiger des Fürsten von Branjoch und somit seine engsten Verbündeten in der Stadt. Darüber hinaus versuchen sie ihre Position durch die Verbindung mit anderen Familien wie den Umani zu stärken. Die erbitterten Widersacher der Haule sind die Lidomar. Familienoberhaupt der Haule und Heptarchin ist Haule Calliope Virno.

Iouronne
Die Iouronne sind ein altes Patriziergeschlecht von einer cerinischen Insel im Meer der Mittagssonne. Sie galten früher als außerordentlich mächtig, haben jedoch in den letzten Jahren an Einfluss eingebüßt. Auf dem Familienwappen sind fünf Tränen abgebildet. Hierbei handelt es sich um Perlen von ungewöhnlicher Form und Beschaffenheit, die Tränen von Fheyle, die angeblich die versteinerten Tränen der Göttin Aralia sind. Ihrem Träger verleihen sie der Legende nach Weisheit und Sehergaben. Die Iouronne betrachten die Tränen von Fheyle als uralte Familienerbstücke, die sie eifersüchtig behüten. Gleichwohl besitzen sie nur noch zwei davon; die übrigen gingen im Laufe der Zeit verloren. Familienoberhaupt der Iouronne und Heptarch ist Iouronne Trabenyan Neto.

Umani
Die Umani gelten ebenso wie die Ashan als die letzten Verbliebenen der sieben Gründerfamilien Laëchs. Oft werden beide in einem Atemzug genannt und dann nach Wappentieren als Skorpione und Spinnen bezeichnet. Umani und Ashan sind von geringer Macht, doch außerordentlich hohem Ansehen. Sie sind die einzigen Familien, die ihren Heptarchen die Wiederwahl nicht durch den massiven Zukauf von Stimmen sichern müssen, sondern hier alleine auf ihren legendären Ruf vertrauen können. Und das ist gut so für sie, denn ihr Reichtum ist zwar solide, aber sicher nicht so unerschöpflich wie etwa bei den Haule oder Lidomar. Das Familienoberhaupt ist die außerordentliche junge Heptarchin Umanis Arenya Tibo, die sich kürzlich mit einem Sohn von Haule Calliope verlobte.

Ashan
Ebenso wie die Umani werden die Ashan als die letzten Verbliebenen der sieben Gründerfamilien Laëchs angesehen. Anders als die Umani halten sie die Ashan jedoch aus den Ränkespielen der anderen Familien heraus und stehen isoliert und schwach da. Dies mag auch daran liegen, dass ihre greise Heptarchin Ashan Opathia Itumar mittlerweile hinfällig und kaum mehr bei Sinnen ist.

Calur
Die Calur sind eine Familie cerinischer Patrizier. Sie spielen seit den Tagen der cerinischen Herrschaft eine wichtige, aber stets unspektakuläre Rolle in der Politik Laechs. Die Heptarchin der Calur ist Caluris Nassia Premo, das Familienoberhaupt hingegen ihre Schwester Caluris Isoma Furno.

 

Inarier
Die Inarier sind die jüngste der großen Familien. Sie waren Günstlinge des Fürsten Stephan, und sind so zu Reichtum und Einfluss gekommen. Immer noch sind sie dem Haus der Oronti in Freundschaft verbunden. Der Heptarch der Inarier ist Inaris Laoron.

Neben diesen sieben Familien ringen viele weitere in Laëch um Macht und Einfluss. Einige davon sind:

Catronier
Die einst mächtige Händlerfamilie der Catronier entstammt altem cerinischem Adel. Vor einigen hundert Jahren hatten einige Catronier sogar ein Heptarchenamt inne, doch seither ging es stetig bergab. Nach einem Schiffunglück ist der junge Catronio Adrastos Pumido als einziger Catronier einsam und verarmt zurückgeblieben. Mühsam muss er sich nun mühsam wieder in der Hierarchie der Stadt emporarbeiten.

Oronti
Nach dem Abzug der cerinischen Statthalter blieben zunächst die Oronti, ein cerinisches Patriziergeschlecht mit Wurzeln auf Gailig, als die mächtigste Familie in Laëch zurück. Sie schwangen sich zu Fürsten von Lychland, später von ganz Branjoch, auf, auch wenn sie später die Oberherrschaft des Hochkönigs in Arn anerkennen mussten. Der Hauptarm der Familie erlosch mit dem Tod von Fürst Stephan, und die Lydier übernahmen die Herrschaft in Branjoch. In Arlen im Norden und auf Irmhorn herrschen allerdings immer noch Seitenzweige der Oronti, und auch in Laëch ist noch ein Zweig der Familie verblieben, der sich allerdings schon von Längerem von der Fürstenfamilie abspaltete. Die Oronti von Laëch sind vergleichsweise arm und ohne großen politischen Einfluss, wenngleich sie nach wie vor hoch angesehen werden. Zur Zeit bekleidet Orontis Urandis Nasim die Position des Hohepriesters.

 

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